Nicht zuletzt ist mein Vertrauen deutlich gestiegen – auch mein Selbstvertrauen!


Von 200 auf 1.500 Meter in sechs Wochen

Wie Manuela Fedrich wieder laufen lernte

Wir hatten Manuela Fedrich nach ihrem Leben mit der neuen Endo-Exo-Prothese befragt (Das Interview mit dem Titel „Ich habe mein Leben wieder“ lesen Sie hier). Das war vor ihrer Reha-Maßnahme in der Münsterland-Klinik Bad Rothenfelde. Nun wollten wir wissen, wie es ihr dort ergangen ist, und treffen sie in einem Café in Garbsen.

Natürlich berichtet sie, nachdem sie sich hingesetzt und einen Kaffee bestellt hatte, als erstes von ihrem wichtigsten Erfolg. Konnte sie zu Beginn der Maßnahme maximal 200 Meter an einem Stück laufen, schafft sie jetzt rund 1,5 km. Sie lächelt zufrieden und ergänzt, dass nach oben prinzipiell keine Grenzen gesetzt sind. Sie müsse auch weiterhin nur konsequent ihre Kondition und ihre Gehtechnik verbessern. Dann sei alles möglich.

Schnell wachsendes Vertrauen in die Endo-Exo-Prothese

Zu Beginn musste sie das Laufen erst wieder richtig erlernen, wie sie betont. Denn die Muskeln und der Bewegungsapparat müssen sich ebenso auf die neue Prothese einstellen wie das Gehirn. Und hierfür hält die Münsterland-Klinik, die sich auf die Behandlung von Amputationen spezialisiert hat, jede Menge an Übungen bereit. So etwa das Training von Muskeln im Schwimmbecken, bei denen Manuela Fedrich auf einem Bein stehen lernen musste. Eine Übung, die dann an Land ihre Fortführung fand, indem sie nun wechselweise auf einem Bein stehen lernen musste. Zudem gehörte das Gehen auf weichen Matten und Trampolin ebenso zum Programm wie das Stehen auf einem Therapiekreisel. Beim Außengehtraining lernte Manuela Fedrich – immer in Begleitung eines Therapeuten – über die unterschiedlichsten Untergründe zu laufen: über Rasen, über Stock und Stein, über Steigungen, die Treppen hoch und runter und vieles andere mehr.

Manuela Fedrich sagt, dass diese Übungen zu Beginn eine echte Herausforderung gewesen seien. Allerdings merkte sie schnell ihre Fortschritte, so dass sie schon bald immer mehr Sicherheit und Vertrauen in die neue Prothese gewann. Eine Entwicklung, die zudem durch regelmäßiges Kraftraum-Training sowie durch Maßnahmen der Physikalischen Therapie, wie die Triggerpunkttherapie, die klassische Massage von Stumpf, Rücken und Arme, die Lymphdrainage und die Wärmetherapie gefördert wurde.

 

Die zweite Stufe: Gehtraining in der Gruppe

„Nach zwei Wochen zündete dann die zweite Stufe“, berichtet Manuela Fedrich. Denn wurde sie bis dato via Einzelförderung trainiert, wurde ihr bisheriges Programm nun ein Gehtraining im Rahmen einer Gruppe aus Personen ergänzt, die sich auf etwa vergleichbarem Trainingsstand befanden – sprich: auf deutlich erhöhtem Niveau. So wurde auf einem Schaukelbrett, einer Holzbank und ähnlichen Geräten das Gleichgewicht trainiert, die Körperkontrolle verbessert sowie die Gang- und Standsicherheit erhöht. Zudem wurden Alltagssituationen simuliert. Hierzu zählte die Übung, bei der Frau Fedrich den Pendelbewegungen eines hängenden Boxsacks ausweichen musste, womit sie für den Aufenthalt in größeren Menschenansammlungen fitgemacht wurde. Zudem diente das Unterqueren einer Reckstange oder das Überwinden eines flachen Bodenhindernisses in der Vorwärts- und Seitwärtsbewegung als Vorbereitung auf den immer näher rückenden Alltag. Ein besonderes Augenmerk legten die Therapeuten auch auf die Gestaltung eines harmonischen Gangbildes. So ging es am Gehbarren um das Erarbeiten von möglichst „runden“ und ökonomischen Bewegungsabläufen durch den gleichmäßigen Wechsel der Standbein- und Schwungbeinphase. „Ein strammes Programm“, wie Frau Fedrich sich erinnert. Sie hatte pro Tag 4 – 6 Anwendungen zwischen 7 und 19 Uhr zu absolvieren, die im Rahmen von wöchentlichen Übungsplänen festgelegt wurden. Eine Mühe, die sich gelohnt hat. Jetzt, wo sie den Klinik-Aufenthalt hinter sich und wieder ihr gewohntes Leben gefunden hat, resümiert sie, dass sie deutlich an Kondition und Sicherheit gewonnen hat. „Nicht zuletzt ist mein Vertrauen deutlich gestiegen – auch mein Selbstvertrauen!“ Das in Zukunft noch weiter wachsen wird, denn nach der Reha wird Manuela Fedrich von dem Therapiezentrum Reha Podbi-Park in Hannover betreut. Beim Abschied verrät uns Frau Fedrich, dass es bald in den Urlaub geht – eine Woche Gardasee. Wir wünschen gute Erholung!