Ich lebe jetzt wieder wie ein normaler Mensch. […] Und so wie andere Menschen ihre Schuhe anziehen, ziehe ich meine Prothese an.


"Ich wollte unbedingt wieder Motorrad fahren!“

Sehr geehrter Herr Groeneveld, Sie sind leidenschaftlicher Motorradfahrer. Vor zwei Jahren war es mit Ihrem Hobby schlagartig vorbei.

Ja, ich war in Tschechien und hatte einen schweren Motorradunfall erlitten. Der Unterschenkel meines rechten Beines war so verletzt, dass er amputiert werden musste. Und auch die Hüfte war stark in Mitleidenschaft geraten. Noch in Tschechien wurde ich operativ so weit wiederhergestellt, dass ein Transport nach Deutschland möglich war.

In Deutschland wurden dann die endgültigen operativen Eingriffe durchgeführt?

„Endgültig“ – dieses Wort trifft nur auf die Hüft-OP zu. Sie verlief optimal, und auch die Genesung entwickelte sich zu meiner vollsten Zufriedenheit. Die Amputation des Unterschenkels allerdings – die glich einer Never-ending-Story. Denn so sehr sich der Operateur als Spezialist in Sachen Hüften erwies, schien er in Hinblick auf die Operation und Gestaltung von Beinstümpfen keinerlei Ahnung gehabt zu haben. Er hat gleich zweimal operiert und dennoch nicht die richtige Stumpfgestaltung hinbekommen. Das habe ich ihm auch so gesagt.

Woher hatten Sie die Gewissheit, dass Ihr Operateur etwas falsch gemacht hat?

Sehen Sie, ich bin Ingenieur. Und es ist einfach eine technische Notwendigkeit, dass Beinstümpfe nach unten hin konisch zulaufen. Nur so ist gesichert, dass eine größtmögliche Fläche des Beinstumpfes in Kontakt mit dem Schaft bekommt. Das garantiert eine optimale Kraftableitung und einen sicheren Halt. Bei mir wies mein Beinstumpf die genau andere Form auf: nach oben war er dünner als nach unten hin. Hinzu kam, dass die Narbe genau auf meinem Schienbein lag. Die Folge: Ich hatte dauernde Schmerzen und musste am Ende die Prothese ablegen und mich wieder mit Krücken durch die Welt bewegen. Ich war kreuzunglücklich. Das wurde auch nicht besser durch die mehrmaligen Versuche meines bisherigen Sanitätshauses, diesen Nachteil auszugleichen. Logisch, dass ein zweiter OP-Spezialist mir dringend empfohlen hatte, angesichts der wirklich misslungenen Gestaltung meines Beinstumpfes eine Nachoperation durchführen zu lassen.

Und dennoch ist es nicht zu dieser Nach-OP gekommen. Warum nicht?

Ein Bekannter von mir berichtete von einem Motorradfahrer, der ebenfalls einen schweren Unfall gehabt hatte und danach eine Oberschenkel-Amputation über sich ergehen lassen musste und nun eine Prothese trug. Und der – so erzählte mir mein Bekannter weiter – war nach seiner Genesung wieder uneingeschränkt leistungsfähig und ging 8 Stunden am Tag einem körperlich fordernden Beruf nach. Dieser Mann sei sowohl mit der OP als auch mit der Prothese bestens zufrieden. Auf mein Bitten hin hat mein Bekannter ein Treffen mit diesem Motorradfahrer arrangiert. Bei diesem Termin traute ich meinen Augen nicht: Der Mann hatte eine hochmoderne Prothese, ein Wunderding der Technik mit Motoren und modernsten Materialien – ein echtes Glanzstück gegenüber dem, was mir da angeboten wurde. Auf meine Frage, von welchem Sanitätshaus er versorgt werde, antwortete er, dass es sich um Brandes & Diesing in Hannover handele.

Und nun standen Sie also zwischen der Entscheidung, sich nachoperieren zu lassen oder es noch einmal mit einer anderen Prothese zu versuchen.

Nee, nee. Nach diesem Treffen mit meinem Schicksalsgenossen war die Entscheidung gefallen. Eine OP ist immer eine Belastung, und ich bin über 70 Jahre alt. Zudem ist das Thema Krankenhaus-Keime auch nicht zu unterschätzen. Ich wollte es jetzt erst einmal mit einer anderen Prothese und einem anderen Orthopädietechniker versuchen. Und das war eine gute Entscheidung. Die Spezialisten bei Brandes & Diesing haben mein Bein vermessen, einen Abdruck gemacht und mir bereits nach einer Woche die Prothese angepasst. Eine Wohltat, eine echte Wohltat.

Wie sind die Techniker von Brandes & Diesing genau vorgegangen?

Mit großer Handwerkskunst haben sie mit so genannten Peds das hinbekommen, was dem Operateur mit zwei Eingriffen nicht geglückt ist: einen nach unten hin konisch zulaufenden Beinstumpf zu gestalten. Zudem haben sie sich für ein Vakuumsystem entschieden, das dafür sorgt, dass die Kraftübertragung zwischen Beinstumpf und Prothesenschaft über eine größtmögliche Fläche erfolgt. Durch die Verbindung aus einem neuen Liner, einem optimal gestalteten Schaft und der Fußprothese Pro Flex konnte ich - nahezu - aus dem Stand wieder an die Aktivitäten anknüpfen, die mir am Herzen liegen: Motorad fahren, Auto und Fahrrad fahren, Nordic Walking und – mit einer zusätzlichen wasserfesten Prothese – auch wieder Schwimmen. Auch Steigungen bis zu 20 % kann ich ohne Mühe auf- und abwärtsgehen.

Da hat Ihre Leidensgeschichte ja wirklich zu einem guten Ende gefunden.

Und wie! Ich lebe jetzt wieder wie ein normaler Mensch. So wie andere Menschen ihre Socken anziehen, ziehe ich mir den Liner an. Und so wie andere Menschen ihre Schuhe anziehen, ziehe ich meine Prothese an. Wissen Sie, das einzige, was mich in dieser schwierigen Zeit aufrecht erhalten hat, war mein unbedingter Wille, wieder Motorrad zu fahren. Und das geht jetzt wieder. Dafür bin ich wirklich dankbar. Nächste Woche fahre ich zur Isle of Man – natürlich mit dem Motorrad.

Das hört sich gut an. Wir wünschen Ihnen gute Fahrt und eine erholsame Zeit!